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Ein öffentlicher Theologe

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Alle lieben Heinrich Bedford-Strohm. Der neue Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) war schon vor seiner gestrigen Wahl der Kandidat der synodalen Herzen. Der bayerische Landesbischof gilt als brillanter Theologe und aufgeschlossener Seelsorger zugleich. Er bewegt sich gewandt auf politischem Terrain und sammelt mit seiner Facebook-Präsenz fleißig „Likes“. Er verkörpert, was er mit seiner Kirche erreichen will: Er ist ein öffentlicher Theologe.

Die EKD hat einen neuen Ratsvorsitzenden. Für katholisch.de habe ich die Wahl von Heinrich Bedford-Strohm beschrieben

Das Amt des Ratsvorsitzenden ist wie geschaffen für den 54-jährigen. Und er scheint wie geschaffen für sein neues Amt. Kein Wunder also, dass die Synodalen ihren „Bruder Bedford-Strohm“ mit großer Mehrheit zum neuen Ratsvorsitzenden gewählt haben.
Einen Gegenkandidaten hatte der Rat der EKD erst gar nicht aufgestellt. Auch die Synodalen gaben sich mit dem Vorschlag ihres Leitungsgremiums zufrieden. Mehr als ein Wahlgang war deshalb nicht nötig. 106 der 125 Synodalen gaben dem Mann aus Bayern ihr Ja. Schon nach etwa vierzig Minuten konnte der spannendste Tagesordnungspunkt dieser EKD-Synode abgehakt werden.

Der Wunschkandidat der Synode
Eigentlich wäre die Wahl des Ratsvorsitzenden erst im kommenden Jahr an der Reihe gewesen. Doch dann trat Nikolaus Schneider überraschend zurück. Er will sich um seine krebskranke Frau kümmern. Bevor aber sein Nachfolger gewählt werden konnte, musste der 15-köpfige Rat erst durch ein nachgewähltes Mitglied vervollständigt werden. Diesen Platz nimmt Markus Dröge ein, der Landesbischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz. Der frisch aufgefüllte Rat konnte dann am Dienstagnachmittag der Synode ihren Wunschkandidaten für den Vorsitz zur Wahl vorschlagen.

So vorhersehbar das Wahlergebnis auch war, es zeigt, wie schlecht es um die Führungsriege der EKD bestellt ist. Die Synode hat Bedford-Strohm nicht nur gewählt, weil sie ihn für den Besten in diesem Amt hält. Sie hat schlicht keinen anderen. Und auch keine andere. Die einzige Alternative wäre Nikolaus Schneiders bisheriger Stellvertreter gewesen: Der sächsische Landesbischof Jochen Bohl. Dieser wäre jedoch nur ein Übergangskandidat geworden. Er geht in einem Jahr in den Ruhestand und freut sich auf die Rente.

Bedford-Strohm hat somit ein Jahr um sich zu beweisen. Auch die Wahl im kommenden Jahr ist vorhersehbar. Bedford-Strohm wird voraussichtlich auch danach Ratsvorsitzender bleiben. 2017 will die EKD schließlich 500 Jahre Reformation feiern. Da wäre ein weiterer Wechsel an der Spitze der Evangelischen Kirche, nachdem bereits Margot Käßmann und Nikolaus Schneider vorzeitig zurückgetreten sind, sagen wir: ungünstig.

„Kirche darf nicht moralisch bevormunden“
Bis 2017 soll der neue Ratsvorsitzende die Evangelische Kirche aus der Krise führen und sich auch noch in die großen ethischen Debatten einmischen. „Kirche darf nicht moralisch bevormunden, sie muss aber doch aus einer klaren geistlichen Motivation heraus die Fragen unserer Zeit beantworten“, sagte Bedford-Strohm in seiner Vorstellungsrede.

Die Erwartungen an Heinrich Bedford-Strohm sind hoch. Das ist dem Lutheraner bewusst. Auch für ihn, so betonte er in seiner Dankesrede, gelte der große Satz des Paulus: „Der Mensch wird gerecht allein aus Glauben. Ohne die Werke des Gesetzes.“


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